Dienstag, 16. April 2019
19.30 Uhr, Buchhandlung »Kafka & Co.«
LieblingsStücke No. 4
deftige delikatessen
Es Lesen: Alexandra Riemann und Robert Will
Ferdinand Schmalz, der 1985 geborene österreichische Autor mit dem deftigen Künstlernamen, sahnte mit seinem Erstlingswerk „am beispiel der butter“ gleich unzählige Auszeichnungen ab. Anhand einer provinziellen Dorfmolkerei zeigt Schmalz sprachgewandt die Mechanismen des Kapitalismus und dessen Auswirkungen auf das Wesen von Gemeinschaft(en). Dem einfachen Fabrikarbeiter Adi wird darin sein Eigensinn und der Versuch des Ausbrechens aus dem starren System von Molkerei und Dorfgemeinschaft zum Verhängnis. Die Sprache schöpft dabei die Möglichkeiten der Molkerei-Metaphern genüsslich aus. Der Tradition von skandalträchtigen Autor*innen wie Marieluise Fleißer, Martin Speer und Franz Xaver Kroetz folgend, findet Schmalz einen hochaktuellen Zugriff auf das Volksstück und erinnert mit (s)einer außergewöhnlich genauen Sprache an seine Landsleute Elfriede Jelinek und Werner Schwab.
Ferdinand Schmalz wurde für seine Texte vielfach ausgezeichnet, u.a. 2013 mit dem Retzhofer Dramapreis, es folgte eine Einladung zu den Mühlheimer Theatertagen und in der Kritikerumfrage der „Theater heute“ wurde er 2014 zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Mit seinem Text „mein lieblingstier heißt winter“ gewann er 2017 den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis.
Schauspieler Robert Will stellt diesen außergewöhnlichen Autor in der Reihe „LieblingsStücke“ des Landestheaters Detmold vor, dessen Werk die Süddeutsche Zeitung nicht treffender hätte beschreiben können: „Vollmundig, herzhaft, delikat sein Schreiben, sein Humor pikant und immer gibt es Tote.“